30. Spieltag: FC Hansa Rostock - 1.FC Magdeburg

Sonntag, 21.04.2024, 13:30 Uhr
Ostseestadion Rostock

Mit dem Ostklassiker zwischen dem 1. FC Magdeburg und dem FC Hansa Rostock beginnen die Wochen der Wahrheit im Saisonendspurt. Tabellarisch trennen die beiden Traditionsvereine lediglich zwei Zähler. In der Bilanz aller 74 bisherigen Pflichtspiele vor und nach der Wiedervereinigung hat der FCM mit 32 zu 26 Siegen die Nase vorne (Hansa Rostock » Bilanz gegen 1. FC Magdeburg (weltfussball.de) laut weltfussball.de). Allerdings behielten die Rostocker sowohl beim letzten Kräftemessen im Ostseestadion am 17.09.2022, als auch in der Hinrunde die Oberhand.

Rückblick auf das Hinspiel: Hansa gewinnt das Torwart-Duell und das Spiel
Im Hinspiel (Highlights) erwischten die seit sieben Partien sieglosen Magdeburger einen Traumstart nach vier Minuten, als Herbert Bockhorn mit einer krummen Hereingabe Torwart Markus Kolke überrumpelte. Fortan dominierten die Hausherren das Geschehen und vergaben eine Chance nach der anderen. Auf der Gegenseite wurde es nur einmal durch Junior Brumado richtig knapp. Doch nur wenige Sekunden nach dem Wiederanpfiff stellten die Gäste durch einen relativ unplatzierten Weitschuss von Dennis Dressel, den Dominik Reimann passieren ließ, den Gleichstand her. Daraufhin schalteten die Elbestädter wieder einen Gang hoch, verzweifelten aber am überragenden Kolke. Sein Pendant Reimann wiederum segelte in der 86. Minute unter einer Eckballflanke durch und Connor Krempicki lenkte die Kugel unglücklich in das eigene Tor. Damit verlängerte sich die Krise beim FCM über die Länderspielpause hinweg.

Der weitere Saisonverlauf des FCH: Schwartz muss vor Hinrundenabschluss gehen, Selimbegovic siegt bei Heimdebüt
Durch den zweiten Auswärtsdreier der laufenden Spielzeit zog Hansa zwar vorerst am Rivalen vorbei, ein nachhaltiger Aufwärtstrend blieb jedoch aus. Nach nur einem Punkt aus den folgenden drei Partien musste Alois Schwartz im Anschluss an die 0:2-Heimpleite gegen Schalke seinen Hut nehmen. Für das letzte Spiel der Halbserie sprang Nachwuchsleiter Uwe Speidel ein, als die Kogge in Paderborn mit 0:3 einen Schiffbruch erlitt. Zur Saisonhalbzeit übernahm Mersad Selimbegovic das Ruder, der zuvor mit Jahn Regensburg dreimal erfolgreich die Klasse hielt. Während sein Einstand in Nürnberg deutlich misslang (0:3), feierte er gleich im ersten Heimspiel gegen Elversberg dank des Last-Minute-Treffers von Kai Pröger einen 2:1-Erfolg.

Fünf sieglose Auftritte mit Tiefpunkt gegen Kaiserslautern
Obwohl der neue Steuermann taktisch und personell einige Veränderungen vornahm, kam er nur schleppend voran. Die mangelnde Durchschlagskraft machte auch ihm zu schaffen und so blieben die Rostocker in vier seiner ersten sieben Partien ohne Torerfolg. Ebenso wenig konkurrenzfähig präsentierte sich die Abwehr, die etwa in Osnabrück einmal mehr ihrem Schlussmann danken durfte, dass es noch zu einem Punktgewinn reichte. Beim 0:3 zu Hause gegen Kaiserslautern erreichte die sportliche Talfahrt ihren Tiefpunkt, an dem die Fans in der Schlussphase ihre Unterstützung versagten und die Mannschaft im Nachgang zur Rede stellten. Der Rückstand zum rettenden Ufer betrug zum damaligen Zeitpunkt drei Zähler.

Hansa zieht sich aus dem Schlamassel, Rückschlag bei Hertha
Nach der Aussprache mit den eigenen Anhängern rückte die Truppe zusammen und gewann drei der vier folgenden Aufgaben. Die Hanseaten hatten ihre Widerstandsfähigkeit einstweilen zurückerlangt und ließen in den siegreichen Begegnungen nur ein Tor zu. Mit dem 3:1 über Wiesbaden rückten sie erstmals seit Anfang Dezember auf einen Nichtabstiegsplatz. Doch der nächste Dämpfer folgte prompt auswärts bei Hertha BSC, wo rund 20.000 Rostocker Fans im Olympiastadion dabei zusehen mussten, wie ihre Mannschaft mit 0:4 überrollt wurde. Aufgrund der schlechteren Tordifferenz gegenüber Braunschweig fiel der FCH wieder auf den Relegationsplatz zurück.

Duell der torärmsten Rückrundenteams
Für das anstehende Kellerduell können die Rostocker auf ihre Heimstärke hoffen, denn 20 von 31 Punkten holten sie im Ostseestadion, genauso wie die letzten beiden Dreier. Mit Hansa und dem FCM treffen die beiden offensivschwächsten Mannschaften der Rückrunde aufeinander, die jeweils nur zehn Mal erfolgreich waren. Im Gegensatz zu den Magdeburgern, die die fünftmeisten Schüsse auf das Tor (5,2 pro Spiel) abgeben, bilden die Rostocker in dieser Kategorie gemeinsam mit Osnabrück das Schlusslicht (3,5 pro Spiel). Obendrein leiden sie unter chronischer Abschlussschwäche, denn laut dem xG-Modell hätten sie schon 34,5 Tore erzielen können. Gleichzeitig kassierten sie auch drei Treffer weniger als erwartet, was den ligaweiten Höchstwert bedeutet (51,1). Kolke, der bei sechs weißen Westen steht, rettete schon so einige wichtige Punkte.

Formschwache Mittelstürmer, Flügelspieler im Aufwind
Der beste Torschütze ist immer noch Junior Brumado, obwohl er die letzte seiner vier Buden am 15. Spieltag markierte. Ebenfalls bei vier Toren steht der häufig als Joker zum Einsatz kommende Juan-Jose Perea, der seine 17 Spiele andauernde Durststrecke beim 2:2 gegen den HSV beendete. Zu den beiden Sturmspitzen hat mittlerweile Flügelflitzer Pröger aufgeschlossen, der in diesem Jahr schon dreimal traf. Er ist Rostocks erfolgreichster Dribbler (32 gewonnene Duelle) und liegt mit 54 Abschlüssen knapp vor Baris Atik. Ebenfalls im Aufwind befindet sich Svante Ingelsson, der nach der Lautern-Pleite vom offensiven Zentrum auf Linksaußen beordert wurde und dort drei Torbeteiligungen lieferte.

Härtemeister der Liga
Neben einer gewissen Lufthoheit (siebtmeiste gewonnene Kopfballduelle) und Standardstärke (8 Tore nach ruhenden Bällen) zählt körperliche Härte zu den Markenzeichen des FCH, der bei den begangenen Fouls den Ligahöchstwert verzeichnet (15,1 pro Spiel). Ebenfalls auf den Spitzenplätzen liegt die Kogge bei den Klärungskationen (23,6) und den erfolgreichen Tacklings (11,0). Während Dressel als viertbester Balljäger der Liga (63 gewonnene Tacklings) vor der Abwehr aufräumt, entschärft Damian Roßbach in der letzten Reihe ligaweit die zweitmeisten Bälle (137). An seiner Seite haben sich zuletzt HSV-Leihgabe Jonas David und Winterzugang Konstantinos Stafylidis festgespielt. Allerdings sind nach der Demontage in der Vorwoche personelle Veränderungen denkbar.

Die Lage beim Club: Der Brustlöser bleibt aus
Gegen den Hamburger SV brachte der 1. FC Magdeburg endlich wieder etwas Zählbares auf die Anzeigetafel. Die beiden Strafstoßtore von Mo El Hankouri waren allerdings auch die gefährlichsten Abschlüsse der gesamten Partie. Spätestens mit dem Anschlusstreffer begann das Nervenflattern bei den Elbestädtern, die regelrecht auseinanderfielen und quasi mit dem Schlusspfiff den möglichen Dreier aus der Hand gaben. Es war schon die sechste Führung in der laufenden Zweitligasaison, die sie verspielten. Aufgrund dieser mangelnden Abgeklärtheit stecken die Elbestädter, anders als in der Vorsaison, weiter tief im Abstiegskampf und haben nur zwei Punkte Luft auf den Relegationsplatz.

Müller und Elfadli verstärken die Defensive
Um im Hexenkessel Ostseestadion gegen die kampfstarken und robusten Rostocker bestehen zu können, ist Widerstandskraft und Nervenstärke gefragt. Dafür steht Tobias Müller nach seiner Gelbsperre wieder bereit. Auch die erwartete Rückkehr von Daniel Elfadli könnte wieder mehr Stabilität verleihen. Damit könnte sich Silas Gnaka wieder offensiver ausrichten und zusammen mit Amara Condé das Spiel ankurbeln. Vorne wird es darauf ankommen, die mentale Blockade zu lösen und die Schüsse gut zu platzieren, um Krake Kolke zu überwinden. Nur mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung und vollem Einsatz bis zum Schluss können die drei Punkte am Ende auf dem FCM-Konto landen.