Talente-Kalender
Kendry Páez: „Hat das Zeug, besser zu sein als Messi & Neymar“ – Chelsea bootet BVB aus
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Ray Kendry Páez Andrade: Ein Name wie von einem Generator im Computerspiel „Fußball Manager“ erschaffen. Aber Kendry Páez ist real, auch wenn seine noch kurze Karriere und seine Leistungen unwirklich erscheinen. Das ecuadorianische Top-Talent hat eine große Zukunft vor sich, die sich der FC Chelsea mit bis zu 20 Millionen Euro frühzeitig sicherte. Leidtragender bei der Entscheidung für die Blues war Borussia Dortmund. Doch alles der Reihe nach.
Páez stammt aus der Hafenstadt Guayaquil, wo er mit fünf Jahren in der Academia Alfaro Moreno mit dem Fußballspielen begann. Der vom ehemaligen argentinischen Nationalspieler Carlos Alfaro Moreno gegründete Klub ist eng mit Rekordmeister Barcelona SC verbunden, bei dem der 59-Jährige aktuell Vereinspräsident ist. Mit acht Jahren durfte Páez bei den „Toreros“ vorspielen, laut Alfaro Moreno sei es aber zu schwierig gewesen, für den Wechsel eines so jungen Spielers eine verhältnismäßig große Summe Geld zu investieren.
So entschied sich Páez kurz darauf für einen Wechsel zum Stadtrivalen CS Emelec. Nach einem kleinen Abstecher zum CS Patria schloss er sich mit elf Jahren der Talentschmiede von Independiente del Valle an, wo seine Entwicklung durch die Decke ging. In den Nachwuchsteams des Copa-Sudamericana-Siegers von 2019 und 2022 dribbelte und schoss sich Páez in den Fokus – bald auch international.
Im Sommer 2022 führte er IDV bei der Copa Milo Mitad del Mundo, einem internationalen Jugendturnier in Südamerika, vor den Augen der Scouts des FC Barcelona, Real Madrid, Manchester City und United sowie Borussia Dortmund mit einem Doppelpack im Finale zum Titelgewinn. Kurz darauf wurde Páez bei der Next Generation Trophy in Salzburg als bester Spieler ausgezeichnet. Independiente konnte sich unter anderem gegen die Nachwuchsteams von Inter Mailand und RB Leipzig durchsetzen, erst im Endspiel unterlagen die Ecuadorianer knapp Yeelen Olympique (1:2) aus Mali.
BVB hat Ecuador-Talent Páez früh auf der Liste – Chelsea funkt dazwischen
Zu dem Zeitpunkt hatte der BVB Páez trotz seines jungen Alters schon länger auf der Liste. Die Dortmunder waren mal wieder früher dran als viele andere Klubs und laut den „Ruhr Nachrichten“ entschlossen, das Ecuador-Talent so bald wie möglich zu verpflichten. Noch im Winter habe sich der BVB gute Chancen ausgerechnet, das Rennen um Páez zu gewinnen. Doch das Offensivtalent machte im neuen Jahr da weiter, wo es aufgehört hatte – dieses Mal auf Profiebene.
Páez debütierte Ende Februar am 1. Spieltag der Saison 2023 mit 15 Jahren und neun Monaten für Independiente in der LigaPro Serie A. Gegen Mushuc Runa SC stand er direkt in der Startelf und schoss auch gleich den Treffer zum 3:1-Endstand. Dabei zeigte er seine ganzen Qualitäten: Aus kurzer Distanz im Strafraum hart angespielt, zirkelte Páez den Ball lupfend über den Torwart und die gegnerischen Spieler ins linke Eck des Tores – qué golazo!
Kurz darauf führte Páez Ecuadors U17 im April zum zweiten Platz bei der Südamerikameisterschaft, bei der er an acht Toren direkt beteiligt war, und war auch Eckpfeiler der U20 bei der Weltmeisterschaft im Mai, wo im Achtelfinale Schluss war, Páez aber erneut vier Scorer verbuchte. Mit seinem Treffer beim 9:0 gegen Fidschi avancierte er mit 16 Jahren und 22 Tagen zum jüngsten Torschützen der U20-WM-Historie.
Dass der BVB von Woche zu Woche immer mehr Konkurrenz bekam, war nicht verwunderlich. Das enorme Potenzial rief nun auch die finanzstarken Top-Klubs aus Europa auf den Plan. „Wir haben einige Angebote für ihn erhalten, von Borussia, Manchester (United; d. Red.) und nun ja, Chelsea war die Mannschaft, die das größte Interesse gezeigt hat“, bestätigte Independiente-Geschäftsführer Santiago Morales. Die Blues übertrumpften alle Offerten und erfüllten auch immer höhere Forderungen.
Wenige Tage nach dem WM-Aus mit der U20 gab Chelsea Anfang Juni die Verpflichtung von Páez bekannt, der im Sommer 2025 nach seinem 18. Geburtstag nach London wechseln wird. Dem Vernehmen nach kann die Ablöse auf bis zu satte 20 Mio. Euro steigen. Wie knapp die Entscheidung gegen den BVB fiel, verriet im Nachgang Vater Ray Páez. „Alles war bereit, um zu Borussia Dortmund zu gehen, die Reise war gebucht“, bestätigte er.
Die zwei Jahre bis zu seinem Wechsel zu Chelsea soll Páez im gewohnten Umfeld bei Independiente seine Entwicklung fortsetzen – und tut das auch. Ohne Druck kommt Páez mal als Starter, mal als Joker zum Einsatz und sammelt sowohl national (22 Spiele/vier Tore) als auch international in der Copa Libertadores (fünf Spiele) weitere Erfahrungen. Mit Independiente kämpft er im Meisterschaftsfinale gegen LDU Quito nach dem Gewinn der Recopa Sudamericana und Supercopa Ecuador um den nächsten Titel.
Páez setzt auch mit Ecuador Rekordmarken – Großes Lob von allen Seiten
Im September zählte Páez zudem erstmals zum Kader der A-Nationalmannschaft. „Die Wahrheit ist, dass ich sehr glücklich bin, mit sehr guten Spielern aus Europa zusammenzuspielen. Ich bin sehr glücklich über die Berufung, denn allein das ist in diesem Alter etwas Spektakuläres in meiner Karriere“, sagte er. Am 12. September stand Páez in der WM-Qualifikation gegen Uruguay (2:1) gleich in der Startelf, mit 16 Jahren und vier Monaten ist er damit hinter Diego Maradona, der nur wenige Tage jünger war bei seinem Debüt, der zweitjüngste Nationalspieler Südamerikas.
Bestmarken stellte Páez trotzdem noch auf. Gegen Uruguay bereitete er den Siegtreffer vor, einen Monat später traf er beim 2:1 gegen Bolivien selbst zur Führung. Páez ist damit der jüngste Spieler, der in der südamerikanischen WM-Qualifikation ein Tor und einen Assist erzielen konnte. Aus der ersten Elf von Nationaltrainer Félix Sánchez Bas ist das Top-Talent seitdem nicht mehr wegzudenken und dürfte im kommenden Jahr mit der Copa América sein erstes großes Turnier bestreiten.
Stand jetzt scheint sich das hohe Investment Chelseas auszahlen zu können. Doch warum waren die Blues bereit, bis zu 20 Mio. Euro für einen heute 16-Jährigen zu zahlen? „Das liegt zum einen an seinem großen Potenzial und auch daran, dass der ecuadorianische Markt so schnell wächst“, sagt Filippo Silva, Südamerika-Experte und Moderator des Youtube-Kanals „Tactical Manager“ im Gespräch mit Transfermarkt. „In Ecuador wird ein großartiger Job gemacht. Außerdem ist Páez immer noch günstiger als vergleichbare brasilianische Talente. Er wird ähnlich talentiert eingeschätzt wie Endrick, kostet aber nur ein Drittel des Preises.“ Real Madrid verpflichtete das Palmeiras-Talent zu dessen 18. Geburtstag für 37,5 Mio. Euro, inklusive Boni kann der Deal aber sogar auf 72 Mio. Euro anwachsen.
„Er ist ein Linksfuß, sehr gut im Eins-gegen-eins, ein großartiger Dribbler und sehr kreativ“, beschreibt TM-Datenpfleger „Tortu“ das trickreiche und spielintelligente Talent. Páez gelte „als der vielversprechendste Spieler Ecuadors. Seine größte Schwäche ist noch sein Temperament. Außerdem braucht er manchmal zu lange, um sich vom Ball zu trennen.“ Silva ergänzt: „Er ist ein variabel offensiver Mittelfeldspieler, der über alle technischen Fähigkeiten verfügt und für sein Alter recht athletisch ist. Deshalb ist er in der Lage, bereits mit den Profis zu spielen.“ Weitere Aspekte, die oft hervorgehoben werden, sind seine Standardstärke und Unberechenbarkeit.
Manchmal, wenn er den Ball hat, weiß man nicht, was er tun wird, Dinge, die man sich nicht vorstellen kann.
„Als Fußballer ist er ein kreativer Spieler, sehr kreativ. Manchmal, wenn er den Ball hat, weiß man nicht, was er tun wird, Dinge, die man sich nicht vorstellen kann“, sagte etwa U17-Teamkollege Allen Obando. „Er hat das Zeug dazu, besser zu sein als Lionel Messi und besser als Neymar, aber es hängt von ihm und den Menschen um ihn herum ab“, meinte Ex-Nationalspieler Carlos Tenorio sogar sehr früh. „Er ist 15 Jahre alt und es ist nicht einfach, einen Spieler in diesem Alter mit diesem Charakter und dieser Persönlichkeit zu sehen. Solche Spieler werden nicht jeden Tag geboren und es ist schwierig, sie zu vergleichen, weil wir morgen Druck auf sie ausüben, wenn wir ihn eigentlich abnehmen müssen.“
Páez will keine Vergleiche mit Messi & Co. – Schnuppert bei Chelsea rein
Páez selbst will von solchen Vergleichen gar nichts hören. Schon in der Jugend wurde er beim CS Patria in Anlehnung an Ángel Di María (35) „Dima“ oder „Di María“ genannt, weil er Linksfuß und so dünn war. Inspiration holte er sich hingegen vor allem von Messi und Ecuadors Gonzalo Plata (23). „Ich möchte nicht mit Messi verglichen werden, der etwas ganz Besonderes ist, ganz oben. Er ist der Beste“, machte Páez klar, der bei IDV vor allem von Spielmacher Júnior Sornoza (29) unter die Fittiche genommen wird.
„Ich bin in einem Prozess, ich muss mich noch verbessern und viel Erfahrung sammeln. Ich möchte nicht mit anderen verglichen werden. Ich will, dass es mehr Spieler gibt, die so werden wie ich“, machte Páez klar. „Ich bin Kendry, ich werde meinen Namen für Ecuador hergeben, ich werde weiterhin ich sein. Ich denke nicht, dass ich eine große Nummer bin, ich nehme es immer mit Demut. Vielleicht mit der Zeit, aber ich bin erst 16, ich weiß nicht, was danach kommen wird.“
„El Hoffenheim sudamericano“
Independiente del Valles Weg in die internationale Spitze
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Der nächste Schritt führt Páez vorübergehend nach London. Vor wenigen Tagen erhielt er ein Visum für England und kann nach dem Saisonende in Ecuador im Winter für kurze Zeit erstmals beim FC Chelsea aufschlagen. „Er wird bald nach England reisen, um Zeit mit uns zu verbringen, um uns besser kennenzulernen, damit er versteht, worum es bei Chelsea geht“, sagte Trainer Mauricio Pochettino. „Das ist eine ungewöhnliche Situation, die viel Aufmerksamkeit erfordert, weil er ein junger Spieler ist, und mit allem, was er durchmacht, gibt es eine große Versuchung und ein großes Risiko, dass alles, was heute positiv für ihn ist, sich schnell zum Negativen wenden kann. Deshalb ist die Aufmerksamkeit von jedem bei Chelsea auf seine Situation und seine Familie mit jedem einzelnen Detail gerichtet, damit er in der Zukunft bei Chelsea ankommen und die Leistung erbringen kann, von der wir glauben, dass er aufgrund seines Talents dazu in der Lage ist.“
Die Vorfreude auf die ersten Eindrücke und seine Zukunft bei Chelsea sind groß. „Es ist etwas ganz Besonderes, mit Spielern zusammen zu sein, zum Beispiel mit Enzo (Fernández; d. Red.), der Weltmeister ist“, sagte Páez, der aber auch unterstrich: „Im Moment konzentriere ich mich auf IDV und in zwei Jahren werde ich zu Chelsea wechseln. Ich werde weiter darauf hinarbeiten.“
Vom 1. bis zum 24. Dezember stellt Transfermarkt jeden Tag ein Talent des 2006er- oder 2007er-Jahrgangs aus einem anderen Land vor. Paten, Datenscouts und User kommen dabei als Experten zum Einsatz und berichten in unserem Talente-Kalender Wissenswertes über 24 junge Spieler, auf die man in Zukunft einen genauen Blick haben sollte. Zum Beispiel mit der TM-Watchlist.
